Klimaziellücke im Gebäudesektor

Untersuchungen der Auswirkungen des aktuellen GEG-Kompromisses auf die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor

Das Jahr 2023 war für den deutschen Gebäudesektor im Hinblick auf die Klimaziele 2030 bzw. 2045 ein herausforderndes Jahr. Öffentliche Diskussionen zur Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG 2024) haben letztendlich zu einem Kompromissentwurf geführt. Das novellierte Gesetz ist seit dem 1.1.2024 in Kraft und besagt, dass der Wärme- und Warmwasserbedarf zu 65 % aus erneuerbaren Energien gedeckt werden muss, wenn eine neue Heizung in Betrieb genommen wird. Für Wärmeerzeuger in Bestandsgebäuden gibt es allerdings lange Übergangsfristen, die zu einer Verzögerung in der Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor führen werden. Darüber hinaus haben nicht zuletzt öffentliche Diskussionen um das GEG 2024 zu Vorzieheffekten und einem Rekordabsatz bei Gas- und Ölheizungen im Jahr 2023 geführt. Daraus resultieren, auch wenn man voraussetzt, dass die Gebäude vollständig saniert sind, jährlich Emissionen in Höhe von ca. 1 bis 1,5 Mio. t CO2-Äqui. pro Jahr. Andernfalls sind die Emissionen noch deutlich höher.

Die Gebäude-Allianz hat daher das FIW mit der Erstellung einer Studie beauftragt. In dieser wird überprüft, ob die Klimaziele Deutschlands für den Gebäudesektor mit den vorgesehenen Maßnahmen des aktuellen GEGs noch erreichbar sind bzw. welche Kompensationsmaßnahmen notwendig sind, um sie zu erreichen. Dafür wurden Untersuchungen basierend auf dem vom FIW München/ITG Gebäude- und Anlagenmodell durchgeführt, das für diese Studie unter Berücksichtigung aktueller Randbedingungen, wie beispielsweise den höheren Absatzzahlen von fossilen Wärmeerzeugern, weiterentwickelt wurde. 

Simuliert wurden ein Weiter-So-Szenario, das bisherige Entwicklungen und aktuelle Trends bis 2045 fortschreibt und ein Ziel-Pfad, der aufgrund eines sinnvoll kombinierten Maßnahmenpakets zur Einhaltung der Klimaziele im Gebäudesektor führt. Beide Szenarien wurden in Bezug zueinander gesetzt und hinsichtlich der Erreichung der Klimaziele eingeordnet. Darüber hinaus wird der Beitrag zur Energie- und Treibhausgas-Emissionseinsparung sowie zur Nutzung erneuerbarer Energien ermittelt. Hintergrund für die Bewertung sind die auf nationaler, europäischer und nationaler Ebene geltenden Verträge, Verordnungen bzw. Gesetze (z.B. europäisches bzw. Bundes-Klimaschutzgesetz, Energieeffizienzrichtlinie, Erneuerbare-Energien-Richtlinie, EU-Gebäuderichtlinie oder GEG).

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass Einzelmaßnahmen, z.B. Fokus allein auf Wärmepumpen, ohne die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden, dazu führen würden, dass unrealistisch hohe Absatzzahlen oder andersherum unrealistisch hohe Sanierungsraten resultieren würden. Der einzige sinnvolle Ansatz ist ein Maßnahmenpaket, das alle Aspekte der Effizienzsteigerung, des Energieträgerwechsels und der THG-neutralen Energieträger (allerdings in sehr geringem Maße für den Gebäudesektor) aufgreift. Damit wird deutlich, dass die Einhaltung der Klimaziele im Gebäudesektor eine ambitionierte Aufgabe darstellt, die jedoch bei gleichzeitiger Umsetzung der in der Studie beschriebenen Maßnahmen noch bewältigt werden kann.

Konkrete Ausführungen zu den Maßnahmen sind im vollständigen Bericht zu finden, der hier veröffentlicht ist: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/energie/240429-gebaeude-allianz-klimazielluecke-forschungsbericht-1.pdf 

Der Guide wurde im Rahmen der EAE Awards am 22. Mai 2024 vorgestellt und auf der Homepage der European Association for ETICs veröffentlicht: European Energy Efficiency Guide - European Association for ETICS (EAE) (ea-etics.com)

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